Das alte Bankhaus Herstatt
1782 gegründet, hatte es seinen Dienstsitz in Köln auf der Hohen Pforte 25- 27 und wurde über vier Generationen erfolgreich geführt, bis es im Jahr 1888 durch den frühen Tod von Friedrich Johann David Herstatt (1831-1888) mangels eines Nachfolgers geschlossen und mit dem Bankhaus J.H. Stein vereint wurde.

Bereits in der Franzosenzeit konnte das Bankhaus sich unter der Führung von Johann David Herstatt schnell entfalten. Hierbei waren die großen Umwälzungen wie der Machtverlust der Zünfte, die Bürgerrechte für Protestanten, die Säkularisierung und damit ein wachsendes Immobiliengeschäft von Vorteil.
Johann David Herstatt wurde 1793 zum Königlichen Agenten zu Cöln ernannt, was ihm bei überregionalen Geschäften sehr behilflich war. Als Johann David Herstatt 1809 verstarbt, übernahm sein Sohn Friedrich Peter Herstatt (1775-1851) die Führungsrolle im Bankhaus, in dem er schon seit 1800 seinen Vater unterstützte. Auch er förderte neben dem klassischen Wechselgeschäft besonders das Kredit- und Immobiliengeschäft. Mit Aufkommen der industriellen Revolution ergaben sich neue Möglichkeiten und Geschäftsfelder. Nun waren die aufstrebenden Industriebetriebe aus den Bereichen Textil, Bergbau und Hüttenbetriebe, Eisenbahngesellschaften, die Rheinschifffahrt, Versicherungsunternehmen und die eisenverarbeitende Industrie wichtige Kunden der Bank. Beispielsweise war J.D. Herstatt erster und langhin einziger Bankier von Friedrich Krupp. Bezüglich des Ausbaus des Eisenbahnnetzes, ein Rückgrat des industriellen Fortschrittes und Wohlstandes, war das Bankhaus J.D. Herstatt hoch engagiert. Gesellschaften wie die Rheinische Eisenbahn, die Köln-Mindener und die Cöln-Coblenz-Binge, Cöln-Crefeld wurden mit Kapital unterstützt. Die internationale Bahnstrecke Cöln- Antwerpen von der Rheinischen Eisenbahngesellschaft, die ebenso finanziert wurde, soll hier besonders erwähnt werden, weil das dazugehörige Bahnhofsgebäude Belvedere in Köln noch heute existiert und besichtigt werden kann.
Neben Industriekunden sollte man aber nicht die Privatkunden und auch manch berühmten Künstler als Kunden von I.D. Herstatt vergessen. Beispielsweise findet man in einem Skizzenbuch von William Turner den Namen der Bank. Turner nutzte wohl die Bank bei seinen Rheinlandbesuchen ab 1817, um seine Reisekasse zu füllen.
Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts, also zu der Zeit, als sein Sohn Johann David Herstatt (1805-1879) und dessen Sohn Friedrich Johann David Herstatt (1831-1888) die Führungsrolle im Bankhaus übernahmen, engagierte sich das Bankhaus verstärkt auf dem Gebiet der Finanzierung öffentlicher Kredite und war bei der Emission zahlreicher Staats- und Stadtanleihen als Konsortialbank beteiligt.
