Geschichten und Anekdoten

Das „ewige Grab“

Friedrich Peter Herstatt (1775-1851) stellte der Stadt Köln ein großes Grundstück zur Verfügung, damit Melaten zum Zentralfriedhof der Stadt Köln ausgebaut werden konnte.  Im Gegenzug bekam die Familie „ewige“ und somit kostenlose Gräber auf Melaten. Beim Tod von Clara Herstatt (1981), Mutter von Iwan David Herstatt (1913-1995), verlangte die Stadt erstmals Gebühren für das Grab. Die Familie bekam die Auskunft, dass man noch einmal davon absehe, in Zukunft aber Gebühren verlange, weil der Begriff „ewig“ in der deutschen Amtssprache nicht so wie vielleicht bei der Kirche als endlos, sondern als irgendwann zeitlich begrenzt verstanden würde.

Iwan ein Russe?

Zeit seines Lebens musste Iwan D. Herstatt (1913-1995) die Herkunft seines Namens erklären, weil jeder etwas „Russisches“ dahinter vermutete. Als Kind war er es schon leid und hängte sich bei einer Gesellschaft seiner Eltern ein gemaltes Schild um den Hals mit der Aufschrift: „Ich heiße Iwan, bin aber kein Russe!“. Später sagte er, eigentlich hätte ihm der Name nur einen Vorteil eingebracht, wenn er wie so oft mit dem Schlafwagen von Köln nach Berlin durch das Gebiet der DDR gefahren war. Während links und rechts die Fahrgäste im Schlafanzug auf dem Flur des Waggons standen und ihr Gepäck von Volkspolizisten durchwühlt wurde, ließ man ihn unbehelligt, da man wegen seines Namens eine hochgestellte, russische Persönlichkeit im Abteil vermutete.

Die Gräber in Valenciennes

In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts besuchte Iwan D. Herstatt aus geschäftlichen Gründen Valenciennes, die Stadt seiner Urväter. Hierbei fragte er den Hotelier nach dem ältesten evangelischen Friedhof der Stadt. Da sagte der Hotelier, verehrter Herr Herstatt, was wollen Sie bei Regen auf Friedhöfen nach alten Gräbern ihrer Familie suchen? Wir haben gerade frischen Hummer hereinbekommen, das wäre doch viel geeigneter für Sie. So kam es nie zu weiteren Recherchen in die Vergangenheit. Die Verwitterung der Gräber wird heute so weit fortgeschritten sein, dass es sich erst recht nicht mehr lohnt. Der Dreißigjährige Krieg hat zudem meist alles an Kirchenbüchern vernichtet.

Herstattallee

Herstattallee

 

Es gibt auch eine Herstattallee in Köln. 1973 entschied die Kölner Verwaltung, eine Hauptstraße in dem Neubaugebiet Seeberg im nördlichen Köln „Herstattallee“ zu benennen.

Clara Herstatt (1883-1981), die Mutter von Iwan D. Herstatt, fand diese Entscheidung mehr als überfällig. Allee gefiel ihr gut, aber Lage und die damals eher mickrigen Bäume weniger. Nach der Bankpleite 1974 gab es Stimmen, die Straße wieder umzubenennen. Doch wegen starker Proteste der Anwohner blieb es bei dem Straßennamen. Ob es aus Solidarität zur Familie Herstatt geschah, oder die Anlieger keine Lust hatten, Ausweis-, Geschäftspapiere und Visitenkarten zu ändern, bleibt im Dunkeln. Mittlerweile sind die Bäume schön gewachsen und eine stattliche Allee ist entstanden.